Verwirrtes Mädchen vor rosa Wand

3 Mythen über Psychotherapie

05.09.22 Mentale Gesundheit ist in vielen Kreisen immer noch ein Tabuthema - etwas, worüber wir von KindSpace uns ärgern. Denn dadurch entstehen häufig Ängste und Missverständnisse. Es ist wichtig, diese regelmäßig infrage zu stellen. Deswegen fühlt unsere Autorin Daphne ihnen auf den Zahn: Hier sind drei Mythen über Psychotherapie!
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Die gute alte Therapiecouch.
Welches Bild hast Du im Kopf, wenn Du das Wort “Therapie” hörst? Vielleicht stellst Du Dir eine Couch vor, auf der Du liegst, während ein:e Therapeut:in Dir Fragen stellt.

So kann Therapie aussehen - muss es aber nicht.

Vor allem bei einer analytischen Psychotherapie kann die Couch zum Einsatz kommen. In dieser Therapieform taucht Ihr tief in Deine Kindheit ab und sucht nach dem Auslöser für Deine psychischen Probleme. Dabei stellen der/die Therapeut:in Fragen und nehmen dann eine Zuhörer:innenrolle ein. Weil man im Liegen keinen Blickkontakt mit dem/der Therapeut:in hat, fällt es vielen Menschen auf der Couch leichter, sich auf vergangene Situationen zu konzentrieren.

Neben der analytischen Psychotherapie gibt es aber noch andere Therapieformen. Die Verhaltenstherapie zum Beispiel. Sie fokussiert sich darauf, was wir in unserem Alltag konkret verändern können, und kommt in der Regel ohne Therapiecouch aus. Auch, wenn Du an einer Gruppentherapie teilnimmst, wirst Du vermutlich eher in einem Stuhlkreis sitzen.

Vielleicht hast Du auch schon von alternativen Therapieformen wie Kunst-, Musik- oder Bewegungstherapie gehört.

Wer Therapie macht, hat ein Trauma.
Der Ursprung vieler psychischer Probleme liegt in unserer frühen Kindheit. In diesem Zusammenhang sprechen viele von “Trauma”. Das ist eine schwere seelische Verletzung, die durch eine Ausnahmesituation ausgelöst wird, der Du Dich ausgeliefert gefühlt hast. Diese kann sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter entstehen. Beispiele dafür sind Katastrophen, Gewaltsituationen, schwere Unfälle und Todesfälle.

Man sagt, etwa die Hälfte der Menschen erlebt in ihrem Leben eine oder mehrere solcher Situationen. Aber nicht alle sind sich dessen bewusst. Das kann daran liegen, dass ihre Psyche versucht, sich zu schützen, indem sie die Erinnerung daran verdrängt. Es kann also sein, dass auch Du eine traumatische Situation erlebt hast, an die Du Dich gar nicht erinnerst. Das ist ganz normal.

Je intensiver das Trauma, desto höher das Risiko, psychisch krank zu werden. Eine Therapie schafft den Rahmen, in dem man mit professioneller Unterstützung sein Trauma möglichst sicher bewältigen kann.

Aber nicht nur Traumata, auch Stressfaktoren wie Geldsorgen, Krankheit und Streit können zu psychischen Störungen führen. Genauso gut können Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebslosigkeit oder unerklärliche Kopfschmerzen in einer Therapie behandelt werden.

Allgemein gilt: fühlst Du Dich durch Deine psychischen Probleme belastet, kannst Du Dir therapeutische Unterstützung suchen. Hier hilft der Vergleich mit dem Arztbesuch: kommt man frühzeitig mit seinen Beschwerden, kann man verhindern, dass sie zu größeren Problemen wachsen.

Therapie bringt nichts.
Eine Psychotherapie braucht Zeit und Kraft. Es kann ganz schön aufwühlend sein, Dich so intensiv mit Deinen eigenen Problemen auseinanderzusetzen. Das kann einem Angst machen. Vielleicht machst Du Dir Sorgen: Bringt das denn überhaupt etwas, oder geht es mir danach vielleicht sogar noch schlechter als vorher?

Die Dauer der Therapie und auch die Form der Unterstützung, die Du durch die Therapie erhältst, sind von der Art und Schwere der psychischen Erkrankung, Therapieform und dem/der Therapeut:in abhängig.

Auch Du trägst zu dem Erfolg bei: wenn Du ehrlich bist, kann der/die Therapeut:in die Behandlung besser an Deine Bedürfnisse anpassen. Es kann auch wichtig sein, dass Du Initiative ergreifst. In manchen Fällen ist es ratsam, Deinen Alltag oder Dein Umfeld zu verändern. So kannst Du Dich vor Dingen schützen, die Dir nicht guttun, und neue Erfahrungen machen.

Wenn Du die richtige Therapie für Dich gefunden hast, hast Du gute Aussichten auf eine Verbesserung. Außerdem werden Dir die Erkenntnisse auch nach der Therapie noch von Nutzen sein: Du lernst, wie Du besser mit Stress umgehst und Dich um Dich selbst kümmern kannst. Eine richtige Super-Power!

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Quellen
Trauma und Traumafolgen
Kids2Health - Programmierende Effekte von Stress in der Kindheit auf das lebenslange Krankheitsrisiko
Trauma- und Gewaltfolgen – psychische Auswirkungen | SpringerLink
Psychotherapie: Was tatsächlich wirkt - Spektrum der Wissenschaft