09.02.22 Wir vergleichen uns selbst und unseren Körper jeden Tag mit anderen Menschen. Durch die sozialen Medien haben wir umso mehr die Möglichkeit dazu und eifern den modernen Schönheitsidealen hinterher. Wie die sozialen Medien unsere Vorstellung eines „idealen“ Körpers prägen, könnt ihr in dem Blog-Beitrag unserer Moderator:in Nora lesen.
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An manchen Tagen schaue ich in den Spiegel und sehe lediglich meine vermeintlichen Makel. Ein neuer Pickel im Gesicht. Die winterweiße Haut, als hätte ich noch nie die Sonne gesehen. Dunkle Augenringe, weil in letzter Zeit viel zu tun war. Auf Instagram springen mich sofort die vermeintlich makellosen Influencer:innen an. Braun-gebrannter Teint, wie frisch aus dem Urlaub. Perfekt ebenmäßiges Gesicht. Die Haare sitzen immer wie für den roten Teppich gemacht. Zahnpastalächeln.
Ich kann verstehen, dass es an dem eigenen Selbstwertgefühl kratzen kann, wenn man gefühlt den ganzen Tag nur von Filtern und Photoshop eingenommen wird. Mir geht es häufig genauso. Ich bin unzufrieden mit meinem eigenen Körper oder ich werde unzufrieden. Wir wollen nicht mehr so aussehen wie wir, sondern wollen den idealen Körper erreichen, den scheinbar alle anderen außer uns doch auch haben.
Es ist ein Kampf gegen den eigenen Körper. Meist merkt man erst zu spät, dass es eine Schlacht ohne Gewinner ist.
Wir machen uns auf die Reise hin zu einem Idealbild, dass auch durch Instagram und Co. geprägt wurde, ohne zu ahnen, dass man dieses Ziel (vermutlich) nicht erreichen kann. Statt uns auf die Reise zu machen uns selbst und auch unsere Makel anzunehmen, an unserem Selbstwert sowie einem positiven Körpergefühl bspw. mittels Bewegung und schönen Aktivitäten zu arbeiten, setzen wir uns in ein Karussell.
Wir kommen nicht vorwärts. Wir träumen von einem perfekten Körper, doch gibt es den eigentlich überhaupt?
Die Weichzeichner lassen uns die Meta-Welt und die Menschen um uns herum anders, perfekter sehen. Die Filter auf Instagram und Snapchat lassen uns denken, dass die Gesichter von Influencer:innen und Models immer makellos sind. Wir haben das Gefühl, der Welt da draußen nicht zu genügen, wenn wir „nur“ wir sind.
Doch auch Influencer:innen haben Pickel und unreine Haut (@lisamarie_schiffner). Auch Models haben Zellulite. Einige Influencer:innen wie @charlotte_weise, @celine_denefleh und @Louisadellert zeigen sich auf Instagram betont echt. Sie führen vor Augen, wie Influencer:innen aussehen, wenn kein Filter auf dem Foto liegt und das Bild nachträglich nicht mit Photoshop bearbeitet wurde.
Der ständige Vergleich von unserem eigenen Körper mit den idealisierten Vorstellungen der sozialen Medien, wie ein Körper zu sein hat, führt zu großer Unsicherheit und Selbstzweifeln.
Besonders in der Pubertät, in der sich der gesamte Körper drastisch verändert, kann das umso bedeutsamer für uns werden. Die Proportionen verschieben sich und damit sind wir mal mehr und mal weniger zufrieden. Wir suchen unseren Platz in der Welt, wollen ein kohärentes Selbstbild erschaffen und vergleichen uns dabei immer wieder mit den Schönheitsidealen im Netz.
Die ständige Konfrontation mit scheinbar perfekten Influencer:innen schafft eine verzerrte Überzeugung davon, wie ein idealer Körper auszusehen hat. Dank Bildbearbeitung haben alle Influencer:innen strahlend weiße Zähne und reine Haut. Die weiblichen Selbstdarstellerinnen haben schmale Hüften, lange, schlanke Beine und dabei trotzdem perfekt symmetrische Kurven. Die wahrgenommene Diskrepanz zwischen dem, was wir bei anderen auf Instagram wahrnehmen, und dem was wir im Spiegel bei uns selbst wahrnehmen, führt immer mehr zu dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit. Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper verleitet uns alle dazu immer strikter auf die eigene Ernährung zu achten und den Körper auf ein Instagram-taugliches Maß zu trimmen.
„Um schön zu sein, muss ich genauso aussehen, wie sie“. Ein viel gehörter Satz, eine furchtbare Illusion. Um schön zu sein, muss keiner von uns einem Schönheitsideal entsprechen. Um wertvoll zu sein, muss keiner von uns perfekt sein.
Zu lernen, dass es den einen perfekten Körper nicht gibt und dass man so schön ist, wie man ist, ist ein lebenslanger Prozess. Man lernt jeden Tag und man lernt nie aus. Wir können uns den schönen, vermeintlich perfekten Influencer:innen nicht entziehen. Wir können aber lernen, dass wir auch mit Pickeln und Narben, mit Kurven und Zellulite schön sind.
Ich entspreche keinem einzigen Schönheitsideal, doch auch das ist in Ordnung. In den Spiegel zu sehen und nicht nur das Äußere zu betrachten, sondern zu sehen, wer man wirklich ist, das ist eine lebenslange Aufgabe. Denn um schön zu sein, müssen wir einfach nur wir selbst sein.