03.02.22 In den sozialen Medien haben wir die Möglichkeit verschiedene Identitäten auszuprobieren und ein digitales Selbst zu entwickeln. Von der digitalen Selbstdarstellung berichtet der Blogbeitrag unserer Moderator:in Nora.
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Unsere Identität, das sind wir. Es ist die Gesamtheit unserer Person, die wir als unser Selbst erleben. Wir konstruieren unsere Identität im Austausch mit unseren Mitmenschen. Die Reaktionen von anderen auf uns, bestimmen maßgeblich, wie wir uns selbst sehen. In unserer Jugend beginnen wir, nach unserem Platz in der Welt zu suchen und uns zu fragen, wer wir sind und wer wir sein wollen. Manche suchen nach Sicherheit und Zugehörigkeit, andere wollen sich ausprobieren und Abenteuer erleben. Wir machen uns aber auch Gedanken darum, was andere von uns denken. Wir haben Angst, uns zu blamieren und wollen von anderen nicht zurückgewiesen werden. Mit den sozialen Medien haben wir ein ganzes Netzwerk von Menschen um den gesamten Globus, die auf uns reagieren können. So haben wir auch die Möglichkeit immer neue Identitäten auszuprobieren und uns online in einen anderen Menschen zu verwandeln. Wir verschönern unser digitales Selbst, erweitern es um neue Eigenschaften und schmücken es aus, um bei anderen Menschen besser anzukommen.
Unser analoges Selbst ist dabei viel mehr als unser Körper. Doch ohne unseren Körper kann unser Selbst analog nicht existieren.
Unser digitales Selbst ist an keinen Körper gebunden und kann seine Form jederzeit verändern. Es ist wandelbar und erlaubt uns alle denkbaren Gestalten anzunehmen. Bei unserem Online-Ich können wir selbst entscheiden, welche Aspekte wir teilen wollen und welche nicht. Wir können unsere digitale Selbstdarstellung genau kontrollieren und auch Eigenschaften zeigen, die unser Offline-Ich gar nicht besitzt.
Unser digitales Selbst kommuniziert in den sozialen Medien mit anderen Nutzern und Nutzerinnen. Ob über Likes, Kommentare oder direkte Nachrichten. Die Interaktionen, die wir online mit anderen Menschen erleben, beeinflussen wiederum, wie wir uns selbst wahrnehmen. Die Reaktionen von anderen auf unsere Bilder prägen unser eigenes Selbstbild.
Unser mediales Erscheinungsbild soll uns Aufmerksamkeit von anderen bringen und unser Selbstbild positiv verstärken. Gerade in der Jugend, in der wir noch kein stabiles Selbstbild haben, sind wir sensibler für das Echo, das uns aus den Weiten der sozialen Medien entgegenschallt.
Ein Selfie kann für uns alle zum Baustein der Identitätsbildung, ein Like zum Bewertungsmaßstab des Identitätsentwurfes werden. Vor einer digitalen Identität können wir uns alle nicht schützen. Die Digitalisierung verändert unsere Selbstwahrnehmung, unsere Selbstdarstellung – schlicht, uns selbst. Unser digitales Selbst zeigt uns, wie wechselhaft und widersprüchlich die eigene Identität sein kann. Wenn wir an die sozialen Medien und unsere digitale Identität denken, sehen einige im Vordergrund die Risiken, wie die Preisgabe von privaten Inhalten. Die digitale Identität bietet uns in unserer modernen Welt allerdings auch ungeahnte Chancen und Möglichkeiten. Wir sind abwechslungsreich, unbeständig und bunt. Wir sind nicht makellos und ganz sicher nicht immer normal. Ob online oder offline: Lasst uns mal (wieder) wir selbst sein.